Grabpflege – eine Frauendomäne und vom „Aussterben“ bedroht

„Sou moachs nit sou schüa“, „Noja, jeder wia er koann“, „Jetzt is scho widder sou viel Laab drauf !“, „Wua hoaste denn dei Blume har ?“

Typische Sätze eines Smalltalks wie er sich auf vielen Friedhöfen unserer fränkischen Heimat zuträgt. Vor allem jetzt kurz vor Allerheiligen herrscht besonders reges Treiben. Da werden Gräber abgeräumt und neu bepflanzt, Graberde beigekarrt, Grabgestecke bestellt, Grablichter aus den Kellern geholt und gereinigt, Kerzen, Flammen und Fackeln gekauft und und und…..

Es braucht schon etwas Zeit und Kreativität, diese Aufgaben zu bewältigen. Hierbei sind vor allem die Frauen am Werk. Die Männer werden meist „nur“ für das Tragen der neuen Graberde oder größere Abgrabungen für Neubepflanzungen hinzugezogen. Mindestens 3 x im Jahr werden die Gräber der Jahreszeit entsprechend bepflanzt. Im Frühjahr mit Blumen, die den Aufbruch der Natur signalisieren, im Sommer mit wunderschönen Sommerblühern und im Herbst mit robusten winterharten Pflanzen. Neben der indivduellen Erinnerungskultur und Trauerbewältigung durch die Pflege eines Familiengrabs, wird hiermit auch ein Stück Tradition erhalten. Und hier gilt es wieder mal das Wirken der vielen Frauen zu würdigen, die diese Aufgabe -wohl traditionell aus der immer noch weit verbreiteten Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in ländlichen Gebieten herrührend- wahrnehmen. Neben Familie, Beruf, Haus, Hof und Garten muss nämlich auch noch ein Zeitfenster für die Grabpflege gefunden werden.

Diese Form der traditionellen Grabpflege ist allerdings vom „Aussterben“ bedroht. Der Grabpflegeaufwand ist vielen zu hoch und die Urnenbestattung ist auf dem Vormarsch. Die Schaffung von Urnenwänden, Urnenstelen, Urnennischen etc. ermöglicht eine Bestattung auf den Friedhöfen außerhalb der traditionellen Familiengräber. Aber auch andere Bestattungsorte außerhalb des Friedhofs, liegen zunehmend im Trend. So kann man z. B. seine Urne in einem Friedwald unter einem schönen Baum oder in einem Weinberg bestatten oder aber die eigene Asche auf hoher See oder in luftiger Höhe Verstreuen lassen. Es wird sich also in Zukunft bezüglich der bisher gepflegten „Grabkultur“ etwas verändern. Auch die Tatsache, dass sich die Dorfjugend beruflich bedingt oft außerhalb des Wohnortes der Eltern niederlässt, macht eine Grabpflege im herkömmlichen Sinn schwer möglich.

Es wird daher auf lange Sicht ein Stück dörfliche Kultur verloren gehen. Deswegen an dieser Stelle ein Dank an alle, die durch die persönliche Grabpflege nicht nur das Andenken Ihrer Angehörigen wahren, sondern diesen dörflichen Treffpunkt, der nicht nur für das Sterben, sondern durch die vielen Gespräche und Begegnungen vor Ort, auch für das Leben steht, gestalten und erhalten.

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